Warum Lactoseintoleranz normal ist

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Wie ihr wisst, gehöre ich zu den intoleranten Menschen dieser Welt – in Bezug auf das Thema Lebensmittel natürlich. 😉
Seit nun mehr als fünf Jahren “leide” ich unter Lactoseintoleranz. Ich kann sehr gut mit ihr leben und das meistens sogar ohne Einschränkungen.
Wie gut ich mit ihr lebe, möchte ich euch heute erzählen.

Obwohl diese Unverträglichkeit ziemlich weit verbreitet ist, herrscht dennoch große Unwissenheit darüber. Kommentare wie “Achja, das ist ja typisch asiatisch, ne?”, die scheinbar Klischees bedienen oder mitfühlende Aussagen wie “Ohje, du Arme, dann kannst du ja gar nichts mehr essen”, gehören da gerne mal zur Tagesordnung.

Doch so “schlimm” wie manche denken, ist es gar nicht. 😉 Ganz im Gegenteil! Deshalb möchte ich in Form eines kurzen Überblicks Aufklärungsarbeit leisten und zeigen, dass man nicht gleich krank ist, wenn man keine Lactose verträgt.

Was ist Lactoseintoleranz?

Lactoseintoleranz (LI) ist die Unverträglichkeit von Lactose (Milchzucker).
Bei Lactoseinteloranten fehlt das Enzym Lactase bzw. es wird nicht genügend Lactase von den Dünndarmschleimhautzellen produziert. Aufgrund des Lactasemangels kann der Milchzucker im Dünndarm nicht verdaut werden. Die Lactose gelangt so unverdaut in den Dickdarm und wird dort von den Bakterien verdaut. Bei dieser Art der Verdauung entstehen allerdings Gase (Wasserstoff, Methan und Kohlenstoffdioxid), sodass die Folge Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit…) sind.
Für die genauen Prozesse im Organismus, findet ihr am Ende des Post weitere hilfreiche Links.

Wie wird Lactoseintoleranz festgestellt?

Lactoseintoleranz wird durch den sog. Wasserstoff-Atemtest beim Gastroenterologen (Magen-Darm-Arzt) festgestellt. Bei diesem Test nimmt man eine Milchzucker-Lösung auf nüchternem zu sich und muss alle halbe Stunde in ein Röhrchen pusten. Steigt der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft, wird angezeigt, dass der Milchzucker im Dünndarm nicht gespalten werden kann und somit von den Bakterien im Dickdarm zersetzt wird. (Die Verdauungsbeschwerden natürlich inklusive.)

Wo ist überall Lactose enthalten?

Milchzucker ist im Prinzip in allen Milchprodukten enthalten. Butter, Schnitt- und Hartkäse sind durch den Reife/Verarbeitungsprozess (Milchzucker wird in Milchsäure umgewandelt) lactosefrei.
Doch auch in vielen Fertigprodukten, in denen man so erst einmal keine Lactose vermutet, findet man diese oft. Denn letztendlich ist es ein Zucker und wird gerne als versteckten Zucker und Geschmacksverstärker verwendet. In vielen Wurstwaren und Fertiggerichten werdet ihr deshalb Milchzucker auf der Zutatenliste entdecken. Auch in manchen abgepackten Brotsorten und bei Nicht-Handwerksbäckereien wird Lactose für eine schöne Kruste eingesetzt. Außerdem ist Milchzucker als Trägerstoff in vielen Aromen enthalten. Sogar die Pharmaindustrie überzieht Tabletten mit Lactose – falls ihr euch schon immer gewundert haben solltet, warum manche Tabletten so süßlich sind, die Lactose ist der Verursacher. 😉
Zum Glück sieht man inzwischen meistens auf einen Blick, ob Lactose in einem Produkt enthalten ist, da die Lebensmittelhersteller dazu angehalten sind dies auch zu deklarieren. “Lactose/Laktose”, “Molkepulver”, “Sahnepulver”, “Milchpulver”, “Milchzucker” oder “Milch” sind daher sogar oft fett gedruckt.

Was kann ich dann noch essen?

Im Prinzip keine Milchprodukte, außer die o. g. lactosefreien Lebensmittel. Zum Glück hat die Lebensmittelindustrie ein Herz für Lactoseintolerante und eine Vielzahl an lactosefreien Produkten für uns im Angebot: von Milch, über Jogurt zu Eis und Fertiggerichten. Es gibt kaum ein Lebensmittel, das es nicht auch in der lactosefreien Variante gibt. Als “lactosefrei” dürfen Produkte übrigens deklariert werden, die weniger als 0,1 g Milchzucker pro 100 g Lebensmittel enthalten.

Was mache ich, wenn ich auswärts essen bzw. eingeladen bin?

Dann habt ihr halt Pech gehabt und müsst euch selbst etwas mitbringen. Nein, Spaß beiseite, dann könnt ihr trotzdem Milchprodukte schlemmen, wenn ihr sogenannte “Nahrungsergänzungsmittel” vor dem Essen zu euch nehmt. Diese Mittelchen enthalten (neben weiteren Inhaltsstoffen) das Enzym Lactase, das die Lactose spaltet und euch so beschwerdefrei genießen lässt.
Für Feiern und Einladungen finde ich die Tabletten an sich super, da ich so auf nichts verzichten muss und den Gastgeber nicht zusätzlich “stresse”.
Wenn ich zu Hause koche oder nur so Essen gehe, versuche ich darauf zu achten, dass ich mich lactosefrei ernähre. Zum Glück gibt es inzwischen mittlerweile viele Cafés und auch einige Restaurants, die lactosefreie Alternativen anbieten.

Lactase-Präparate und FCC – was?

Diese sog. Lactase-Tabletten könnt ihr in der Drogerie und in Apotheken kaufen. Lactase-Tabletten werden in unterschiedlich hohen Dosierungen/FCC-Einheiten (Food Chemical Index) verkauft. Je höher der FCC-Wert, desto stärker die Lactase-Menge im Präparat – sprich je mehr FCC-Einheiten ihr zu euch nehmt, desto mehr Lactose wird durch die Lactase gespalten. Pro Mahlzeit wird i. d. R. eine FCC-Einheit von 6.000-15.000 empfohlen. Diese starke Differenz erklärt sich dadurch, dass jeder Mensch einen anderen Toleranzwert hat und ausprobieren muss, wie viel er braucht. Lactase kann man nicht überdosieren, weil der Überschuss einfach ausgeschieden wird und auch nicht schädlich ist. (Außer für den Geldbeutel, da manche Präparate recht teuer sind.)

Warum ist Lactoseintoleranz nun normal?

Ja, diese Antwort bin ich euch noch schuldig:
Ca. 75% der Weltbevölkerung ist lactoseintolerant und nur das restliche Viertel verträgt Lactose.
Von der Evolution ist es vorgesehen, dass man nach dem Säuglingsalter keine Milch mehr zu sich nimmt, sodass die körpereigene Lactase-Produktion zurückgefahren wird. Nun ist der Nordeuropäer irgendwann auf die Idee gekommen Milch von anderen Säugetieren zu verzehren. In diesen Regionen hat sich der Körper durch eine Genmutation an den Milchkonsum angepasst und verträgt damit Milchzucker.
Jetzt sagt mir mal bitte noch jemand, dass ich unnormal bin. 😉 (Auch wenn es mit Blick auf Europa schon eher ungewöhnlich ist…)

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Post etwas Aufklärung leisten und auch den Menschen helfen, bei denen eine Lactoseintolranz diagnostiziert wurde.

In einem Folgepost werde ich euch demnächst meine ganz persönliche Lactose-Story erzählen und meine Sichtweise auf den Trend “lactosefrei” (Lactose wäre ungesund) erläutern. Darüber hinaus gibt es Einblicke, wie es mir nach der “Diagnose” erging und wie ich so mit ihr umgehe.

Wenn ihr zum “Team-Selbstkochen und -backen” zählt, findet ihr in unserer lactosefreien Rezeptkategorie eine Vielzahl an Rezepten, die ganz ohne Milchprodukte auskommen oder mit lactosefreien Milchprodukten bzw. Alternativen zubereitet werden.

Wenn ihr von LI betroffen seid: Wie geht ihr damit um?

Habt noch einen schönen Tag!
Rose

Hilfreiche Quellen:
https://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/laktoseintoleranz-informationen-symptome.html
http://www.apotheken-umschau.de/laktoseintoleranz-milchzuckerunvertraeglichkeit
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/laktoseintoleranz.html
http://lacto-blog.de/

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